Of the free-form works included here the most substantial is the Prelude and Fugue in G minor, BWV535, the fugue being a reworking of an earlier fragmentary piece. The form is still that of the North German Präludium but the scale is much larger and the harmonic language much richer. There is a multiplicity of ideas in the Prelude, the most extended of which is the sequence of suspensions in broken-chord format, providing ample opportunity for echo effects. The Fugue subject has the repeated notes and rocking semiquavers familiar from earlier works and, whilst it may be still rather restricted harmonically, we notice a much greater independence in the part-writing. If at the end of the Prelude and at various points thoughout the Fugue we can hear pre-echoes of the ‘Great’ Fantasia and Fugue in G minor, BWV542, they should in no way detract from the impact of this marvellous piece. A brief pedal solo impels us into the thrill of the Neapolitan sixth, which Bach does not yet feel bold enough to leave hanging in mid-air (as in the Passacaglia) but partially resolves onto a dominant seventh, before the final flourish and chordal conclusion.
from notes by Stephen Westrop © 1997
Von den auf dieser Aufnahme vertretenen Werken in ‘freier Form’ ist Präludium und Fuge in g-Moll, BWV535, am bedeutendsten, wobei es sich bei der Fuge um die Überarbeitung eines früheren fragmentarischen Stückes handelt. Die Form entspricht zwar noch der des norddeutschen Präludiums, doch der Umfang ist viel größer und die harmonische Sprache wesentlich reicher. Das Präludium weist eine Vielzahl von Ideen auf: Die am stärksten ausgeführte Idee ist eine Folge von Vorhalten in Form von gebrochenen Akkorden, wodurch sich unendlich viele Möglichkeiten für Echoeffekte ergeben. Das Fugenthema beinhaltet die Notenwiederholungen sowie die wiegenden, aus früheren Werken bekannten Sechzehntel, und obgleich es harmonisch betrachtet immer noch sehr beschränkt ist, wird eine wesentlich größere Unabhängigkeit der Stimmen deutlich. Gegen Ende des Präludiums und an zahlreichen Stellen im Fugenverlauf werden Vorgriffe auf die ‘große’ Fantasie und Fuge in g-Moll, BWV542, vernehmbar, doch dies sollte die Wirkung dieses herrlichen Stückes in keiner Weise beeinträchtigen. Im Verlauf eines kurzen Pedalsolos werden wir in den Bann der neapolitanischen Sexte gezogen, die Bach zwar noch nicht (wie in der Passacaglia) in der Luft hängen zu lassen wagt, doch vor der Schlußfanfare und dem akkordischen Abschluß bereits teilweise in einen Dominantseptakkord auflöst.
aus dem Begleittext von Stephen Westrop © 1997
Deutsch: Manuela Hübner