The Prelude and Fugue in G major, BWV550, is a large-scale virtuosic piece, and leads to speculation on the purpose of such works. There is little evidence as to when such music might have been played, as reports of Bach’s playing imply that more often than not he improvised. They could have been used as postludes at church services or possibly as recital pieces. A work like BWV550 may even have been designed as a showpiece for use at the inauguration of a new organ, a task for which Bach was particularly famous. A brilliant introduction for the manuals alone, which teasingly plays with the sense of metre, leads to a lengthy pedal solo covering the entire compass of Bach’s pedal-board. As with the Prelude and Fugue in D minor, BWV549a, there is then a substantial development of this material, although here the pedals are not confined merely to pedal points but are much more fully integrated motivically. One brief feature which determinedly sets Bach apart from his models is the way in which he heightens the excitement of the pedal entry by delaying its arrival with the device of repeating the cadential bar, in augmentation. This rising scalic figure also brings the Prelude to an exciting close. Four concentrated bars of chordal writing, containing the shock of not one but two diminished sevenths, lead to the Fugue which has a theme, typical of the period, making use of repeated notes. The harmonic range is wider than any of the works discussed so far, with fugal entries no longer confined to tonic and dominant, although, compared to later works, the contrapuntal writing is still relatively unsophisticated. Towards the end of the Fugue Bach returns to the metrical ambiguities of the Prelude and brings the work to an exhilarating close.
from notes by Stephen Westrop © 1997
Präludium und Fuge in G-Dur, BWV550, ist ein groß angelegtes, virtuoses Stück, das Anlaß zu Spekulationen über Zweck und Absicht solcher Werke gibt. Es existieren nur wenige Hinweise darauf, wann und zu welchen Anlässen derartige Musik gespielt wurde, insbesondere daß Berichten über Bachs Orgelspiel zufolge in den meisten Fällen improvisiert wurde. Möglicherweise wurden diese Stücke als Gottesdienstnachspiele oder Konzertstücke verwendet. Ein Werk wie BWV550 könnte zum Beispiel auch als Einweihungsstück für eine neue Orgel komponiert worden sein—eine Aufgabe, für die Bach besonders bekannt war. Eine brillante, ausschließlich für die Manuale bestimmte Einleitung, die neckisch mit dem Metrum spielt, führt zu einem langen Pedalsolo, das den gesamten Umfang von Bachs Pedalklaviatur mit einbezieht. Wie im Falle des Präludiums und der Fuge in d-Moll, BWV549a, schließt sich eine gründliche Durchführung dieses Materials an, wobei sich die Pedale hier nicht allein auf Orgelpunkte beschränken, sondern viel stärker an der Motivverarbeitung beteiligt sind. Eine kleine Eigenheit, durch die sich Bach jedoch ganz deutlich von den Schöpfern seiner musikalischen Vorlagen unterscheidet, ist die Art und Weise, mit der er die Spannung beim Pedaleinsatz erhöht, und zwar indem er den Einsatz mittels einer Wiederholung des Kadenztaktes in der Augmentation verzögert. Diese tonleiterartige Aufwärtsfigur verleiht dem Präludium einen spannend interessanten Schluß. Vier Takte konzentrierter akkordischer Entwicklungen, die zweimal mit dem schockierenden Einsatz einer verminderten Septime überraschen, leiten zu einer Fuge über, deren Thema—wie in jener Epoche üblich—Notenwiederholungen benutzt. Die harmonische Bandbreite ist hier größer als bei irgendeinem der anderen soweit vorgestellten Werke, wobei die Fugeneinsätze nicht länger auf die Tonika oder Dominante beschränkt sind. Die kontrapunktischen Entwicklungen sind jedoch im Vergleich zu späteren Werken noch immer relativ simpel und undifferenziert. Gegen Ende der Fuge kehrt Bach zur metrischen Vieldeutigkeit des Präludiums zurück und bringt das Werk zu einem freudig-lebhaften Schluß.
aus dem Begleittext von Stephen Westrop © 1997
Deutsch: Manuela Hübner