Frank Siebert
Fono Forum, Germany
November 2010

In seinem Einführungstext schreibt Artur Pizarro, dass er die spanische Klaviermusik bereits in der frühen Kindheit kennen gelernt habe, seine Groβmutter, die Pianistin und Lehrerin Berta da Nóbrega, habe Werke von Granados und Albéniz oft gespielt und unterrichtet. Die fast lebenslange Vertrautheit mit dieser Musik wird in Pizarros Aufnahme der zwei zentralen spanischen Klavierzyklen deutlich spürbar.

Die enorme Selbstverständlichkeit, mit der er die einzelnen Stimmungsbilder entfaltet, die souveräne Gelassenheit, mit der er selbst die technisch vertracktesten Stellen präsentiert, und die gestalterische Raffinesse, mit der er die groβe Palette der Klangaromen erlebbar macht, all dies lässt auf eine tiefe Kenntnis dieser Werke schlieβen. Pizarro vermeidet vom ersten Ton an das plakativ Erzählende, alles Laute und Grelle wirkt bewusst zurückgenommen, wobei er stellenweise zu verhalten vorgeht und statt poetischer Verdichtung eher die Stimmung einer distinguierten Salonatmosphäre ereugt.

Die Akkorde in Albéniz' „El Albaicín“ könnten beispielsweise schärfer akzentuiert sein, um die prägnante Architektur des Stückes zu verdeutlichen. Pizarro deutet die Werke aber eher aus der Sicht eines hochbegabten Aquarellmalers und weniger aus der des scharf konturierenden Zeichners. Entsprechend überzeugend gelingen dem Portugiesen die lyrisch-introvertierten Teile der Zyklen. Das vierte Stück der Goyescas etwa, „Quejas, ó la Maja y el Ruiseñor“, vermag er so subtil zu gestalten, dass die zarte Melodie ihre ganze seelische Nuanciertheit erotischer Süβe melancholisch verströmt. Pizarros Leistung besteht hier darin, dass er sehr geschmackssicher gestaltet und nicht ansatzweise ins Sentimentale abgleitet.