Horst Reischenböck
DrehPunktKultur, Austria
Mai 2014

Der Pianist Stephen Hough hat bereits zum zweiten Mal in seiner Laufbahn beide Brahms-Konzerte eingespielt. Es gibt nicht viele Interpreten, die sich der Sisyphos-Arbeit unterziehen, die beiden mit Abstand kapitalsten Brocken der Klavierliteratur in einem Konzert aufzuführen. Was schon damals bei der Matinee live zu konstatieren war, bestätigt der Höreindruck nochmals eindrucksvoll und aufs Schönste: gleich im groß konzipierten, tragisch grundgetönten d-Moll-Erstlings op. 15, dessen Solopart Hough im Kopfsatz gleichermaßen so leidenschaftlich vollgriffig auf dem Steinway gestaltete, wie er sich auch in die dazu kontrastierenden Passagen entsprechend nachdenklich versenkte. Überaus subtile Töne findet Stephen Hough für den Einstieg ins Adagio.

Die virtuose Steigerung im finalen Rondo lädt Mark Wigglesworth, dessen internationale Karriere 1992 ihren Anfang nahm, zusätzlich spannungsvoll auf. Das Mozarteumorchester präsentiert sich wieder einmal prächtig im partnerschaftlichen Dialog. Perfekt etwa die Vorgabe des Horns, das auch ebenso tonschön dann in den mehrheitlich kontrastierend lichtvollen Reigen des sinfonisch erdachten Kleeblatts an Sätzen des B-Dur-Konzerts op. 83 einführt. Solist Willi Schweiger wurde leider im Booklet namentlich nicht angeführt, wohl aber stattdessen Konzertmeister Markus Tomasi als „Leader“. Namentlich genannt ist auch der Erste Cellist Marcus Pouget, der sich tonschön dem durch ihn anzustimmenden Gesang im Andante ergibt.

Auch hier in absoluter Übereinstimmung mit Stephen Hough, der auch in diese zweiten annähernd 50 Minuten Musik eigenständig gestalterische Überlegungen einbringt. Facetten, die das Hören zum Genuss werden lassen.

Die Aufnahme ist eine Bereicherung der Diskographie, nicht nur, was Salzburgs Orchester betrifft. Und die Geldbörse wird obendrein geschont, denn beide CDs werden wohlfeil zum Preis einer einzigen angeboten!

DrehPunktKultur, Austria