Miriam Thaler
Klassik.com, Germany
Mai 2017
PERFORMANCE
RECORDING

Beim Label Hyperion Records präsentiert das Nash Ensemble zwei Streichquintette und ein Streichoktett von Max Bruch und glänzt dabei vor allem im nahtlos ineinanderlaufenden Ensemblespiel und in seiner spätromantisch ausgeformten Expressivität.

Vielen Rezipienten ist der Komponist Max Bruch (1838-1920) vor allem durch sein Erstes Violinkonzert in g-Moll bekannt, das bis heute in vielen Konzertsälen der Welt erklingt. Daran, dass Bruch vor allem in den letzten Jahren seines Lebens auch facettenreiche Kammermusik komponiert hat, die erst posthum veröffentlicht wurde, erinnert nun die neue CD des Labels Hyperion Records: Das englische Nash Ensemble hat hierfür die Streichquintette in Es-Dur und a-Moll sowie das Streichoktett in B-Dur eingespielt.

Während das Booklet in aller Kürze ein paar Informationen zu Komponist, Werk und Ensemble enthält, nicht umfangreich, aber dennoch informativ, überzeugt die Aufnahme vor allem durch eine sehr nahe und störungsfreie Mikrofonierung sowie ein kontinuierlich hochklassiges Zusammenspiel des Ensembles.

Das Streichquintett in Es-Dur erwacht dank elegisch und sehnsuchtsvoll gespielter Melodien zum Leben und klingt an manch einer Stelle fast verzweifelt intensiv. Mit viel Vibrato und einer sich stufenlos steigernden Dynamik interpretieren die Musiker das Werk vor allem im zweiten Satz mit einer bemerkenswerten Eindringlichkeit. Besonders im dritten Satz wird deutlich, wie vortrefflich sich das Ensemble auf sein Zusammenspiel versteht. Mit einem lebhaften, energischen Geist treibt das 'Allegro ma non troppo vivace' im vierten Satz vorwärts und hält dabei die Balance zwischen frech punktierten Einwürfen und ernsthaft akzentuierter Bewegung.

Der weiche Beginn des Streichquintetts in a-Moll, mit Wärme und vollem Klang interpretiert, gleicht einer Ruhe vor dem Sturm, der in den folgenden Takten des ersten Satzes musikalisch hereinbricht—virtuos gespielt, mit Raffinesse und Sensibilität für plötzliche Wechsel in Dynamik und Ausdruck. Von besonderer Emotionalität getragen scheint der dritte Satz zu sein, dessen Melodien gleichsam singen und klagen. Der volle Streicherklang, der auch dadurch erreicht wird, dass das Streichquintett bei Max Bruch statt eines Kontrabasses eine zusätzliche Viola enthält, kommt hier besonders gut zur Geltung.

Ein wahres Hörerlebnis stellt auch das Streichoktett dar: Wieder glänzt das Ensemble durch sein sehr gut abgestimmtes, ausdrucksvolles Spiel und gelungene Unisono-Passagen und erschafft einen vollen, aber dennoch transparenten Klang. Hier gelingt es den Musikern außerdem, zu Beginn des Werkes eine dramaturgische schlüssige Spannung aufzubauen, die kein einziges Mal nachzulassen scheint. Diese CD enthält kammermusikalische Schätze, die zu entdecken es sich lohnt.

Klassik.com, Germany