BR Klassik, Germany
März 2017

Das britische Ensemble „Theatre of the Ayre“ hat Arien, Chöre und Tänze aus Masques von Thomas Campion, Robert Johnson, Henry Laws und anderen eingespielt. Und es ist zu hören: Der Spaß stand hier im Vordergrund und das hört man auch der Musik für die Masques an, die vor allem im 16. und 17. Jahrhundert blühten.

Es gab kein Radio und kein Fernsehen, kein Internet und kein Smartphone. Also zogen sich die Ladies und Gentlemen des englischen Hochadels ab und zu bunte Kostüme an, setzten phantasievolle Masken auf und machten sich ihr eigenes Unterhaltungsprogramm. Sie führten eine Masque auf.

Das Besondere dieser speziell englischen Gattung des höfischen Musiktheaters: Nicht allein professionelle Sänger und Schauspieler gaben die Vorstellung für das adelige Publikum, sondern die Veranstalter der Masque und ihre Gäste nahmen selbst daran teil. Im Regelfall als Statisten oder in stummen Rollen—das Singen und Deklamieren überließen sie weiterhin den Profis.

Spaß stand hier im Vordergrund—das hört man auch der Musik für die Masques an, die vor allem im 16. und 17. Jahrhundert blühten. Und vor allem hört man es der neuen CD des britischen Ensembles „Theatre of the Ayre“ unter der Leitung der Lautenistin Elizabeth Kenny an.

Einer, der großen Spaß an Maskenspielen hatte, war König Charles I. Er und seine Lords beauftragten die bedeutendsten Komponisten ihrer Zeit wie Thomas Campion, Robert Johnson und die Brüder Henry und William Lawes. Sie alle sind auf der CD vertreten und darüber hinaus noch etliche anonym überlieferte Stücke—allesamt kurze Ausschnitte aus damals populären Masques.

„Variatio delectat“: An der CD erfreut die Buntheit und Farbenpracht der Stücke. Die Spanne reicht vom Sologesang bis zum Chor, von zwei Begleitinstrumenten bis zum großen Ensemble, von der eleganten Arie bis zum derben Tanz. Die überlieferten Quellen peppt „Theatre of the Ayre“ mit virtuosen Improvisationen auf—denn wie damals üblich ist oft nur die Melodie und die Basslinie aufgezeichnet worden. So erwächst aus dem musikalischen Gerippe eine Interpretation aus Fleisch und Blut. Und es wird klar, warum der König bei dieser Musik nicht stillsitzen konnte, sondern am liebsten selbst ins Kostüm schlüpfte.

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